2023 wunderte ich mich noch auf einem Yoga-Festival, warum fast alle mit Schaffell verreisen: Es war doch mitten im Hochsommer! Abgesehen davon: Niemals hätte ich auch noch ein Schaffell in meinen übervollen Rucksack packen können!
Aber die Hippies wussten es echt besser: Abends, wenn der Boden merklich kühler wird, sitzt man auf einem Schaffell einfach besser als auf einem dünnen Handtuch. Das kann man natürlich öfter falten, aber jede warme Schicht bedeutet gleichzeitig weniger Sitzfläche. Und so ein Schaffell ist kuscheliger als jedes Thermo-Kissen, das gerade mal genügend Platz für eine Arschbacke bietet und bei jeder Bewegung ein komisches, wenn nicht sogar gleich ein Pupsgeräusch von sich gibt.
Willst du von alldem nun lieber gar nichts hören, weil du vegan lebst? Dann halte dir jetzt bitte fest die Ohren zu, wenn ich hier mein Plädoyer singe:
Never travel without Schaffell!
Und ja, ich meine leider wirklich ein echtes.
First things first: Ja, es ist eine Gewissensfrage
Natürlich können wir jetzt hier diskutieren, was besser oder schlechter ist: Dass für ein echtes Schaffell ein Schaf draufgegangen ist, tut mir natürlich auch unfassbar leid. Andererseits: Wenn das Tier eh schon umgebracht wurde, weil es gegessen wird, dann finde ich es nur richtig und berechtigt, dass man alles davon verwertet.
Es ist mehr als fraglich, ob ein „Fell“ aus Plastik so viel besser ist. Kunstfaser und vor allem auch Mischgewebe können nur schlecht recycelt werden. Zudem sondert es ständig Trillionen Einzelteile in Form von Mikroplastik ab … Auch nicht toll!
Auf Kavalkade.de findest du eine tolle, objektive und vielseitige Gegenüberstellung von Echtfell und Kunstfaser.
Mir persönlich ist echtes Fell einfach lieber: Zum einen mag ich einfach hoch qualitative Materialien, und zu denen gehört eben auch Naturmaterialien. Und egal, wie schön schwitzig echtes Plastik auch wärmt: Ich bevorzuge die weiche Wärme von Echtfell.
Nichts wärmt so gut
Der wieder aufkehrende Hype der Ugg-Boots zeigt es auch: So ein Schaffell an der Haut wärmt einfach besser als alles andere.
Bei meinem aktuellsten Paar Winterstiefel, ein paar sauteure Panama Jacks, hat mein Gewissen dem Tier gegenüber gewonnen: Ich habe mich für ein Fell aus Plastik entschieden. Das traurige Ergebnis: Die Stiefel halten draußen nicht genügend warm, und indoor getragen wie etwa früher in der Agentur, bekomme ich darin nach wenigen Stunden schwitzige Füße. Ganz toll, wenn man mit denen wieder rausgeht – und dann wiederum friert, weil die Kälte an den Sohlen durchkommt … Das Ende vom Lied: Ich musste eine zusätzliche Einlegesohle einlegen. Woraus? Aus Echtfell, natürlich!
Unmittelbar am Körper getragen kann Plastik-Fell mit echten einfach nicht mithalten. Abgesehen davon kann sich Kunstfaser grausig anfühlen, weil es sich leichter elektrisch auflädt.
Deswegen: Wenn du kein Fell-Fell zum Reisen haben willst, dann kauf bitte jetzt keines aus Plastik! Dann nimm lieber eine Wolldecke oder einen breiten Schal aus Baumwolle oder Leinen mit.
Verbunden mit der Natur
Ein echtes Schaffell hat einen beruhigenden Charakter: Eben weil es ein echtes Naturmaterial ist, wirkt es sich unmittelbar auf die menschliche Psyche aus. Es bietet Geborgenheit, so kuschlig und warm, wie es nunmal ist. Nicht ohne guten Grund gibt es Schaffell in allen Formen: fürs Bett, für Baby-Bettchen, eben für Schuhe, als Hausschuhe, als Handschuhe, als Mützen …
Gleichzeitig ist Schaffell recht robust und weit nicht so anfällig für Flecken, wie man meinen möchte. Wenn ich bedenke, was alleine schon mein Schaffell auf der heimischen Couch ständig alles abbekommt – und man sieht es ihm gar nicht an!
Sehr angenehm für Monks, die alles und ständig desinfizieren möchten: So ein Schaffell ist natürlich antibakteriell.
Wie viel Natur im Schaffell steckt, merkt man auch, sollte es mal aus Versehen nass werden: Dann riecht es sofort nach nassem Hund.

Wie pflegt man Schaffell?
Ein Schaffell waschen wird eher kompliziert, wenn es seine Qualität beibehalten soll.
Ein Waschgang sollte in der Regel ohnehin nicht nötig sein, weil sich das Fell von selbst reinigt. Man muss das Fell halt regelmäßig ausklopfen.
Wenn mal warmgesessene Schokolade – nicht, dass das hier irgendwem jemals passiert wäre! – oder Ähnliches das Fell verklebt, kann man es einfach trocknen lassen und rausrubbeln. Notfalls verpasst man der verklebten Strähne einfach einen Spliss-Schnitt – da so ein Fell immer etwas unregelmäßig ist, fällt eine kleine gekappte Stellte nicht bös auf.
Und wenn es eben doch mal aus Versehen nass wird, weil man das Außenzelt zu spät zugemacht hat: einfach bei nächster Möglichkeit in die Sonne legen und darauf achten, dass von allen Seiten die Luftzufuhr gegeben ist.
Im Sommer mit Schaffell reisen?
Ja, es sieht schon lustig bis bekloppt aus, wenn man so ein Fellchen gerollt an den Rucksack rangebunden hat! Wie so ein uriger Wanderbursche, der noch nie was von modernen Sport-Fasern gehört hat. Noch dazu sieht so eine Fellrolle deplatziert aus bei Reisen im Hochsommer – da kommt man ja schon beim Hinschauen ins Schwitzen! 🥵
Vergiss aber nie, wie schnell selbst im Sommer unterschiedliche Sitz- und Liegeflächen auskühlen können oder von Haus aus kalt und/oder unangenehm sind:
- der Erdboden, wenn die Sonne dann doch untergegangen ist;
- der Erdboden, wenn er den ganzen Tag – und die Tage davor – im Schatten lag;
- der Metall-Stuhl, auf den du dich eben setzen willst oder
- der Stein;
- nicht näher identifizierbare Sitzflächen, auf die man sich lieber nicht direkt in der Badehose setzen mag … (denk dran: das Fell ist antibakteriell!).
Jedenfalls bin ich so eine Frostbeule, die auf Bodenkälte und kalte Sitzflächen quasi sofort mit Blasenentzündung reagiert. Und wer so eine schon mal hatte, weiß, dass man das nicht und auf Reisen schon gar nicht haben will.
Deswegen habe ich ein Schaffell immer (!) beim Campen dabei, wenn mir die Wetter-App anzeigt, dass es unter 15 °C in der Nacht werden kann. Denn das ist mir schon kalt genug!
Und auch sonst möchte ich ein Schaffell beim Reisen nicht mehr missen …
Verwendungszwecke? Mannigfach!
Eigentlich unnötig zu sagen, was man damit alles machen kann, aber der Vollständigkeit halber ein paar Ideen und real erprobte Anwendungsfälle:
- als Sitzkissen auf dem Boden oder auf kalten (Metall, Stein)-Sitzen;
- Freiluftkino macht das Fell aus jedem noch so windigen Sitzgerät einen bequemen Sessel, in dem sich die 120 Minuten und länger locker aushalten lassen;
- wenn ich Leute besuche, nehme ich meine kuschelige Unterlage gerne mit, weil ich dann ganz ganz sicher bin, dass ich „meinen Spot“ dabei habe;
- es ist eine genügend weiche Schicht, wenn man mal in die Situation kommt, dass man auf dem Boden schlafen muss (was ich übrigens wortwörtlich hardcore empfehlen kann!);
- als Thermo-Schicht auf deiner Isomatte, wenn sie keinen hohen
☞ R-Wert hat; - als Teppich im Zelt, wenn du neben deiner Isomatte Platz hast und beim Aufstehen nicht mit dem kälteren Boden in Kontakt kommen magst.
Und so schlimm ist das Packen nun auch wieder nicht …

Schaffell gut packen
Roll das Fell einfach verkehrt auf, das heißt mit dem Fellchen nach innen. Wenn außen am Leder ein bisschen Transport-Dreck hinkommt, ist es halb so wild.
Du kannst die Fell-Rolle mit Haargummis an beiden Enden fixieren – dann hast du gleich zwei Haargummis extra beim Reisen dabei! Oder du nutzt deine üblichen Packmaterialien (Gurte, Schnüre, Bänder …).
Und wie du deine Fell-Rolle am besten an deinen Rucksack bekommst, muss ich dir nicht umständlich lange erklären, oder? 🙃
Die Alternative?
Natürlich ist so ein Schaffell mitzuschleppen schon tendenzieller LUXus 😉 Und klein ist es natürlich nicht. Aber ich verwende dafür extra eines, das schon etwas plattgesessen und deswegen nicht mehr so hochflorig ist. Das reduziert das Packmaß im Vergleich mit „frischem Fell“ um sichtbare 25 % Volumen.
Vielleicht bist du nur mit einem Fjällräven Kanken als Daypack unterwegs, der sowieso ein Sitzkissen aus Schaumstoff integriert hat. Da wäre es natürlich Blödsinn, auch noch das Schaffell extra mitzuschleppen. (Wobei: Bequemer ist auf jeden Fall das Fell!)
Ich bin generell eine Freundin vom modularen Packen und finde es daher auch absolut sinnvoll, sich einfach auf den Hoodie zu setzen – wenn man damit leben kann, dass der dabei verknautscht. Oder man hat ohnehin einen Pashmina oder großen Schal oder Tuch bzw. Reisedecke dabei.
Wenn du richtig rustikal outdoor unterwegs bist, ist eine faltbare Isomatte am schlausten: Dann schleppst du nur ein Teil mit dir herum und klappst es eben nur so weit auf, wie du es eben brauchst.
Fazit: Ich will nur noch mit Schaffell verreisen!
Wie viel kann man über ein Schaffell zum Verreisen sagen? JA! 😁✌️
Das Hippie-Festival mit unterkühlten Nächten, Fast-Blasenentzündung und neidischem Schielen auf den kuschligen Unterbau der anderen hat mich einfach gelehrt, nur noch mit Schaffell zu verreisen. Es sei denn, ich weiß, ich bin ohnehin in einer kuschlig warmen Unterkunft. Aber wann weiß man das schon genau? Insofern nehme ich meine eigene mit!

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